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Von der Kuh zum Huhn
Zukunftsfähig durch Bio-Legehennen

Vom Milchvieh zu Bio-Legehennen: Familie Kerle aus Oberbayern stieg um. Der Milchviehstall war nicht mehr zeitgemäß.
© Rudolf Kerle, Bio-Legehennenstall
Der in die Jahre gekommene Milchviehstall von 1965 war nicht mehr zeitgemäß, die anfallende Arbeit im Nebenerwerb nicht mehr leistbar. Zum familiengeführten Milchviehbetrieb von Marianne und Rudolf Kerle in Wollomoos im oberbayerischen Landkreis Dachau gehörten etwa 15 Milchkühe mit Nachzucht in Anbindehaltung und 20 Hektar Fläche. Landwirt Rudolf Kerle, der als gelernter Karosseriebaumeister in Vollzeit bei MAN tätig ist, hatte den konventionell geführten Betrieb Ende der 1990er-Jahre von seinen Eltern übernommen und seitdem zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern bewirtschaftet.

Die Kerles nahmen die Herausforderungen an.

Hätte die Familie weiter Milch produzieren wollen, wäre eine große Investition nötig geworden. Vor allem, da ein Umbau der bestehenden Gebäude an der Hofstelle nicht möglich war. Die Kerles wollten jedoch flexibel und unabhängig sein, die Arbeitsbelastung sollte geringer werden. Ziel der Familie war es zudem, das Tierwohl zu vergrößern. Schließlich kam die Idee, auf Legehennenhaltung umzustellen.

© Rudolf Kerle, Bio-Legehennenstall
Nach einer Erstberatung durch das Fachzentrum für Kleintierhaltung Pfaffenhofen (AELF) im Jahr 2011, besichtigte Familie Kerle zahlreiche Ställe. Die Biobetriebe hinterließen einen bleibenden positiven Eindruck, insbesondere hinsichtlich der Tiergesundheit und der Wertschätzung des Bodens. Außerdem bestärkten die besseren Vermarktungsmöglichkeiten für Bio-Lebensmittel den Entschluss der Familie, auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Es kam eine Flut an neuen Informationen über die Tiere selbst, die Haltung, die Technik und das Bewirtschaften der Felder auf die Familie zu, die dem Verband Bioland beitrat. Außerdem galt es, neue Vermarktungswege aufzubauen. Die Kerles nahmen die Herausforderungen an: Aus dem Milchviehbetrieb sollte eine Bio-Legehennenhaltung werden.

Idee wird konkret

Geplant wurde das Bauvorhaben an einem Aussiedlungsstandort im Außenbereich. Aufgrund der nötigen Wiesen- und Auslaufflächen war eine Realisierung innerorts nicht möglich. Nach insgesamt einem Jahr Planungszeit konnte im September 2012 mit dem Bau begonnen werden, im Januar 2013 wurde zum ersten Mal eingestallt. Mittlerweile hält Familie Kerle in ihrem neuen Stall mit einer nutzbaren Grundfläche von knapp 300 Quadratmetern rund 3.000 Legehennen. An den Stall schließt sich ein überdachter, befestigter Wintergarten, ein sogenannter Kaltscharrraum, mit rund 260 Quadratmetern an. Der gesamte Stall und der Wintergarten sind mit Strohpellets und Gesteinsmehl eingestreut, im Wintergarten sind zusätzlich Strohballen aufgestellt, die die Hühner auseinanderscharren können. Der zusätzliche Auslauf auf eine Freifläche misst insgesamt 12.000 Quadratmeter.

Zur Futtermittelherstellung bewirtschaftet Familie Kerle nach wie vor rund 20 Hektar Fläche. Die Ernte wird an eine Mühle geliefert, von ihr beziehen die Kerles das Futter für die Legehennen als Fertigmischung, da sie selbst nicht alle Sorten anbauen können.

Fördergelder haben die Investition erleichtert

© Rudolf Kerle, Bio-Legehennenstall
Um die Investition zu erleichtern, haben die beratenden Stellen Familie Kerle auf das Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) hingewiesen. Dies eröffnete die Möglichkeit, den vorhandenen kleinen Betrieb zu vergrößern und ihn für den Hofnachfolger zukunftsfähig und schuldenfrei zu hinterlassen. „Förderung sollte nicht das Lockmittel sein, sondern die Möglichkeit, um etwas anzupacken oder auch in größere Dimensionen zu investieren“, so sieht Rudolf Kerle die Förderung heute. Familie Kerle ließ sich von der Antragstellung bis zur Endabnahme durch die Investitionsbetreuung der BBV LandSiedlung GmbH unterstützen. Zu einer Betreuung war sie laut Förderrichtlinie aufgrund der Größe des Bauvolumens, das über 250.000 Euro lag, verpflichtet. Die Beratungsdienstleistungen von den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sind kostenfrei; die Betreuung der Fördermaßnahme durch eine Betreuungsgesellschaft ist kostenpflichtig und wurde im Fall der Kerles zu 60 Prozent gefördert.

Die Förderung des Baus betrug schließlich 20 Prozent Zuschuss zur Netto-Bausumme, die bei rund 130 Euro je Legehennenplatz lag. Der Großteil der Bauarbeiten wurde an regionale Unternehmen vergeben, dazu zählten die Tiefbauarbeiten, Maurerarbeiten, das Verputzen, die Elektro- und Wasserinstallation sowie die Errichtung des Zaunes. Das Dach des Gebäudes lieferte ein Betrieb aus dem niederbayerischen Osterhofen, die Stalleinrichtung kam von einem international aufgestellten Unternehmen.

Skeptiker wurden Kunden

Viele Dorfbewohner betrachteten das Geschehen um den Kerlehof anfänglich mit Skepsis: Es gab Ängste, dass der Betrieb einmal sehr groß werden könnte. Viele der anfänglichen Skeptiker sind zwischenzeitlich zu Kunden geworden. Der Verkauf der Eier erfolgt teils über Direktvermarktung ab Hof, hauptsächlich werden die Eier an einen Biolandhof in der Region geliefert und von dort unter anderem über die Alnatura GmbH und die Feneberg Kaufmärkte Allgäu vermarktet.

Die wichtigste Aufgabe besteht für Familie Kerle nun darin, den Betrieb ohne externe Mitarbeiter auf möglichst stabilem Niveau in Eigenregie zu bewirtschaften, damit er eines Tages ohne große Investitionen übernahmefähig ist. Sollte dennoch eine größere Investition anstehen, wäre Familie Kerle nicht abgeneigt, wieder auf AFP zurückzugreifen.
 
Quelle:
Text Manuela Wolfrum, BBV LS
Herausgegeben durch LandInForm