Von der Haselnuss zur Henne
Investitionsförderung
Familie Hartl setzt auf ihrem Hof auf ökologische Landwirtschaft - natürliches Zusammenspiel von Legehennen und Haselnussbäumen.
© Hartl/Machtenstein, Waltraud und Peter Hartl vor einem mobilen Hennenstall
Das war nicht immer so. Als Peter Hartl den Betrieb 2002 von seinen Eltern übernahm, kümmerte er sich in deren Tradition zunächst weiter um rund 30 Milchkühe, die
© Hartl/Machtenstein, Ein Hennenleben im Schutz der Haselnussbäume
Betriebsspiegel Waldis Haselnuss |
Betriebsart: Landwirtschaft und Tierhaltung, Direktvermarktung Betriebsfläche: rund 40 ha, davon 4 ha Haselnussbäume, Rest Ackerbau Mitarbeiter: drei bis vier Erntehelfer pro Saison |
Die Haselnuss als Nische
Doch wie nun am besten die bestehenden Grünlandflächen nutzen? Die Hartls suchten nach einer Nische und fanden sie im Anbau von Haselnüssen. Dieses Vorhaben bestärkte auch die staatliche Beratung durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, schließlich eignete sich der fruchtbare Boden hervorragend dazu, die Ansprüche von Haselnussbäumen zu erfüllen. Die ersten Haselnussbäume pflanzte Familie Hartl im Jahr 2003. Heute bedecken sie eine Fläche von rund vier Hektar.
© Hartl/Machtenstein, Ein Hennenleben im Schutz der Haselnussbäume
Die Erträge in der Haselnussernte schwanken am Hof der Hartls von Jahr zu Jahr - zwischen 30 Dezitonnen pro Hektar in einem guten und fünf in einem schlechteren Jahr. Rund 70 Prozent der Ernte werden als ganze Haselnüsse in der Schale und als Haselnusskerne vermarktet. Aus den restlichen Erträgen stellt der Betrieb Haselnussöl, -likör, -schnaps und -mus her. Um beispielsweise einen halben Liter Haselnussöl herzustellen, braucht es ein Kilo Haselnusskerne.
All das vermarktete der Betrieb schon früh über das Netzwerk und die Marke „Unser Land“. Die Nachfrage nach Bioprodukten war dort hoch, diesen Trend erkannten die Hartls und stellten den Haselnussanbau 2010 auf ökologischen Landbau um. Zwei Jahre später folgte schließlich der restliche Betrieb, den sie seither nach den Bioland-Richtlinien bewirtschaften. Den Ausschlag hierzu gaben unter anderem Bedenken gegen den enormen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Kartoffelanbau: Die Hartls wollten lieber mit der Natur arbeiten - und nicht gegen sie.
Geflügelte Schädlingsbekämpfung
Dieses Prinzip sollte nicht nur für den Kartoffelanbau gelten. Mit der biologischen Bewirtschaftung suchten Peter und Waltraud Hartl auch nach naturnahen Möglichkeiten, um den größten Schädling für die Haselnuss in Schach zu halten – den Haselnussbohrer. Die Lösung: Freiland-Geflügelhaltung. Die umherlaufenden Vögel halten nicht nur den Bestand des Käfers klein, sie sind außerdem ständig in Bewegung, düngen dabei den Boden und machen ihn durch ihr Scharren locker. Ein eingespanntes Netz über dem Boden der Haselnussplantagen sorgt dafür, dass die Ernte nicht auf die Erde und damit in den Kot der Vögel fallen kann.
Nicht jede Art von Geflügel eignet sich gleich gut dafür. Zunächst dachte Familie Hartl an eine Hähnchenmast. Ein Betrieb im Elsass gab ihnen aber den Tipp, dass eine Henne viel aktiver und somit besser zur Bekämpfung des Käfers und seiner Larven geeignet ist. Die Haltung von Legehennen schafft gleichzeitig ein weiteres Standbein für die Landwirte, da neben Waltraud und Peter Hartl mit Sohn Tobias bereits die nächste Generation im Betrieb mitarbeitet. Tobias Hartl verbrachte einen Teil seiner landwirtschaftlichen Ausbildung auf einem Lehrbetrieb mit Legehennenhaltung und hat dabei viele Erfahrungen gesammelt.
2015 investierte die Familie also in zwei mobile Bio-Legehennenställe, ein Jahr später zogen die ersten Hennen ein. Heute leben auf dem Hof rund 2.000 Legehennen, die zusammen im Schnitt 1.600 Eier pro Tag legen. Rund 70 Prozent der Eier vermarktet der Betrieb über Unser Land, aber auch regionale Metzger und Gärtnereien nehmen Eier ab.
Die Wiederaufnahme der Tierhaltung erzielte jedoch nicht nur in Sachen Haselnussanbau einen positiven Effekt. Waltraud Hartl begann bereits bei der ersten Haselnussernte damit, eine Ab-Hof-Vermarktung für verschiedene Haselnussprodukte aufzubauen, seit 2016 gibt es einen eigenen Hofladen. Dessen Sortiment konnte sie mit den Legehennen ausbauen und verkauft inzwischen auch Eier und Eierprodukte wie Nudeln und Likör sowie Leindotter- und Rapsöl.
Geschlossener Betriebskreislauf
© Hartl/Machtenstein
2015 investierte die Familie also in zwei mobile Bio-Legehennenställe, ein Jahr später zogen die ersten Hennen ein. Heute leben auf dem Hof rund 2.000 Legehennen, die zusammen im Schnitt 1.600 Eier pro Tag legen. Rund 70 Prozent der Eier vermarktet der Betrieb über Unser Land, aber auch regionale Metzger und Gärtnereien nehmen Eier ab.
Die Wiederaufnahme der Tierhaltung erzielte jedoch nicht nur in Sachen Haselnussanbau einen positiven Effekt. Waltraud Hartl begann bereits bei der ersten Haselnussernte damit, eine Ab-Hof-Vermarktung für verschiedene Haselnussprodukte aufzubauen, seit 2016 gibt es einen eigenen Hofladen. Dessen Sortiment konnte sie mit den Legehennen ausbauen und verkauft inzwischen auch Eier und Eierprodukte wie Nudeln und Likör sowie Leindotter- und Rapsöl.
Geschlossener Betriebskreislauf
Die Entwicklung des Hofes ging allerdings nicht ohne Herausforderungen vonstatten. So dauerte die Umstellungsphase auf ökologischen Anbau wegen der Dauerkulturen drei anstatt zwei Jahre. Außerdem musste währenddessen die Fruchtfolge zeitweilig geändert werden, da es für Umstellungsware von Kartoffeln und Haselnüssen nahezu keinen Absatzmarkt gibt. Und um die Legehennen so halten zu können, dass sie flexibel auf der Plantage umherwandern können, rüstete die Familie die Mobilställe nach. Außerdem leitet sie das Wasser im stallnahen Bereich auf die gesamte Hoffläche ab, damit es nicht zu großen Wasseransammlungen und starker Verschmutzung kommt.
So hat sich Familie Hartl im Laufe der Jahre vieles selbst erarbeitet; ergaben sich Fragen, konnte sie auf Unterstützung und Hilfestellung von Berufskollegen zählen. Die Familie war außerdem offen für Veränderungen, denn obwohl die Hartls vor Jahren mit der Tierhaltung abgeschlossen hatten, sind Tiere für den Hof nun doch wieder sinnvoll. Die Umstellung auf ökologischen Landbau lenkte die Sicht auf den gesamten natürlichen Kreislauf, der sich nun im nahezu geschlossenen Betriebskreislauf wiederfindet. Zwar kauft die Familie das Futter für die Legehennen überwiegend zu, denkt aber nun darüber nach, auf dem rund 40 Hektar großen Hof eigenes Futter herzustellen. Noch fehlt hierfür allerdings ein Partner, der das Futter entsprechend aufbereitet.
Zukünftig möchten Peter, Tobias und Waltraud Hartl das System stetig optimieren, das Wohl der Legehennen und darüber auch die Bedingungen für die Haselnussbäume weiter verbessern. So werden bereits erste Pläne für die Erweiterung der Legehennenställe um einen Wintergarten gemacht: In Ausnahmesituationen wie einer Stallpflicht aufgrund der Vogelgrippe könnten sie den Tieren dann mehr Komfort bieten.
Investitionsförderung
Im Bereich der Agrarinvestitionsförderung wurde Familie Hartl von der BBV LandSiedlung betreut.
Internet: www.waldis-haselnuss.de
Manuela Wolfrum
BBV LandSiedlung GmbH
Telefon: 089 590 682 921
Email: manuela.wolfrum@bbv-ls.de
Manuela Wolfrum
BBV LandSiedlung GmbH
Telefon: 089 590 682 921
Email: manuela.wolfrum@bbv-ls.de
Quellle: Manuela Wolfrum, BBV LandSiedlung
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