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Die Fleckerlteppiche verschwinden
Freiwilliger Landtausch

Aus 85 Kleinstparzellen des Waldes werden 30 größere Grundstücke, die nun nachhaltiger bewirtschaftet werden können.
FLT Meilschnitz, © BBV LS, Saur
Der freiwillige Landtausch in der Gemarkung Meilschnitz ist abgeschlossen. Aus 85 Kleinstparzellen des Waldes werden 30 größere Grundstücke, die nun nachhaltiger waldbewirtschaftet werden können.

Im Zuge der weltweiten Rohstoffverknappung und der Energiewende hat eine nachhaltige Bewirtschaftung der Privatwälder an Bedeutung gewonnen. Vielerorts ist jedoch die forstwirtschaftliche Nutzung der kleinen Waldflächen nur sehr eingeschränkt und mit großem Aufwand möglich. Es gibt nur zwei Instrumente, diese Herausforderungen zu meistern „Das eine ist die Waldflurbereinigung, das andere eben der freiwillige Landtausch“, erläutert Oliver Kröner von der Bayerischen Forstverwaltung. Zur Verbesserung dieser Situation wurde im Neustadter Stadtteil Meilschnitz deshalb ein so genannter Freiwilliger Landtausch durchgeführt und mit dem Eigentumsübergang zum 1. März erfolgreich abgeschlossen. Rund 230 Hektar Waldfläche umfasst die Gemarkung Meilschnitz. Mit ebensolchen 230 Hektar Flur ist der Stadtteil eigentlich bestens aufgestellt. Wenn da nicht die Zergliederung des Waldes in rund 85 Parzellen (bei insgesamt 19 Waldbesitzern) gewesen wäre. „Denn für eine optimale Bewirtschaftung von Waldflächen sind ausreichend große und sinnvoll ausgeformte Waldparzellen genauso wichtig wie die Erschließung von Forstwegen“, sagt Revierförster Frank Wystrach.
 
Freiwillig, schnell und kostengünstig
 
Nach dem Motto „Freiwillig, schnell und kostengünstig“ wurden im Landtausch Waldgrundstücke von 10 Eigentümern zusammengelegt.

Die Zusammenlegung der Waldflächen, die zum Teil so klein und ungünstig geformt und damit de facto nicht bewirtschaftbar waren, hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg, Bereich Forsten Lichtenfels den betroffenen Grundeigentümern empfohlen und die Tauschverhandlungen fachlich begleitet. Für Landtausches war das Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken in Bamberg zuständig. „Das Procedere ist dabei nicht so einfach, weil Emotionen mitspielen. Man hängt ja an seinem Waldstück, das oftmals Jahrhunderte im Besitz der Familie ist“, weiß Peter Baierlipp, Leiter des Sachgebiets Vermessung und Informationstechnik am Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken und begründet die Dauer des Verfahrens von knapp fünf Jahren (erste Info-
Veranstaltung fand am 18. Oktober 2010 statt. Im Vorfeld hat die BBV LandSiedlung als beauftragter Helfer die Verhandlungen geführt und Tauschvereinbarungen abgeschlossen. Beim Landtausch werden nach Möglichkeit ganze Flurstücke zu größeren Grundstücken zusammengelegt; Vermessungen waren nicht erforderlich. Die Kosten für die Verfahrensdurchführung trägt der Freistaat Bayern. Lediglich für die zum Teil durchgeführte vereinfachte Bestandswertermittlung sind Kosten in Höhe von ca. 100 €/ha angefallen.
 
Zusammenlegung von 85 zu nunmehr 30 Grundstücken
 
Durch Zusammenlegung von 85 zu nunmehr 30 Grundstücken konnte die durchschnittliche Bewirtschaftungsgröße von 1,0 ha auf nunmehr 2,9 ha nahezu verdreifacht werden. Durch die arrondierten Flächen ergeben sich geringere Anfahrtswege und klarere Grenzverläufe, die eine deutlich günstigere Bewirtschaftung und einen effizienteren Unternehmenseinsatz ermöglichen was letztlich zu einer Wertsteigerung des Waldes insgesamt führt. Mit den verbesserten Strukturen wurden
FLT Meilschnitz, © BBV LS
auch wichtige Voraussetzungen für die Umsetzung eines zukunftweisenden Waldbauplanes zur nachhaltigeren Bewirtschaftung des Privatwaldes geschaffen. „Ich würde den freiwilligen Landtausch auf jeden Fall wieder machen“, bekräftigte Rainer Bauer, einer der zehn Waldbesitzer, die sich dazu bereit erklärt hatten „Ich habe meine Flurstückeanzahl halbiert, so dass es wesentlich einfacher ist, die Grenzen zu pflegen.“ Auch die Familie Morgenroth ist angetan von der Aktion: „Das macht ja schon deshalb Sinn, wenn man in Richtung Erben schaut. Bei den Kleinstparzellen blickt ja zum Schluss kaum einer noch durch, eine Bewirtschaftung ist eh unmöglich.“ Dass beim freiwilligenLandtausch „die Betonung auf freiwillig liegt“, so Wystrach zeigt die Tatsache, dass eben nicht alle Waldbesitzer dazu animiert werden konnten. „Da gibt es die unterschiedlichsten Gründe, warum man nicht mitmacht. Ob es ungeklärte Erbengemeinschaften sind, nicht auffindbare Eigentümer oder ganz einfach das Nichtmögen“, sagt Andreas Fischer vom Bauamt der Stadt. „Die Chance ist freilich nicht vorbei, denn es kann in Zukunft ja einen neuerlichen freiwilligen Landtausch geben“, so Bayerlipp. Wobei auch die Stadt selbst als Eigentümerin in skurrile Grundstücksgrößen
involviert war. „Wir haben beispielsweise eine Parzelle, die ist zwar 650 Meter lang, aber nur 15 Meter breit“, weiß Fischer.

Derzeit rund 45 freiwillige Landtausch-Aktionen

Die zehn größten Waldbesitzer haben insgesamt zwei Drittel der Gesamtfläche, also 150 Hektar. „Die zwei kleinste Flächen waren 110 qm und 410 qm groß“, blickt Verena Kordowich von der BBV LandSiedlung zurück. Auch der notwendige Waldumbau infolge des Klimawandels kann so vorangetrieben weg vom Nadel- zum Mischwald“, zeigt Kröner auf. Am Rande: In Oberfranken laufen derzeit rund 45 freiwillige Landtausch-Aktionen. In der Region stehen Verfahren in Grattstadt, in der Gemarkung Buch am Forst sowie in Ebensfeld an.

Quelle/Autor: Peter Tischer, Wochenspiegel Thühringen
 
Weitere Informationen zu diesem Landtausch erhalten Sie bei dem zuständigen Projektleiter Manfred Groll (Tel.: 0931 279 57 25, Email: manfred.groll@bbv-ls.de).