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Eine große Idee wird umgesetzt
Freiwilliger Landtausch

Mit einem Landtausch wurden in Wartmannsroth die Flächen neu geordnet. Es passen mehr Menschen unter einen Hut als erwartet.
Es passen mehr Menschen unter einen Hut, als auf dem Foto zu sehen sind: Beim Freiwilligen Landtausch (FLT) Wartmannsroth (Lks. Bad Kissingen) haben 50 Eigentümer ihre Flächen einvernehmlich für die Zukunft neu geordnet. Und bei einem Feier-Abend sind sie alle zusammengekommen, um auf die vergangenen acht Jahre zurückzublicken und den gemeinsamen Erfolg mit einem Festessen zu feiern, das der Jagdvorstand spendiert hatte. „Das Besondere in Wartmannsroth war, dass die Idee von
So viele Menschen passen unter einen Hut. Foto: Friedl
Anfang an groß war“, erklärte Projektleiter Emil Gehring von der BBV LandSiedlung. „Kleiner wird es von alleine“, hatte Anton Bischoff immer gemeint, der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft Wartmannsroth, der bei dem Abend auch als „Vater des Flächentauschs“ bezeichnet wurde. Insgesamt 746 Flurstücke auf einer Fläche von 339 ha wurden neu geordnet. Beim Rückblick räumte Bischoff aber auch ein, dass er gedacht hatte, „es wäre einfacher“ und dass er sich den Abschlusstermin bedeutend früher gewünscht hätte. Mitte 2008 habe es sogar einen solchen Tiefpunkt gegeben, „weil die Vorschläge der Vorstandschaft nicht bei allen Zustimmung fanden“, dass der Vorstand gedacht hatte „jetzt geht gar nichts mehr“. Doch Dank Eva Kiesekamp und Dorina Stupp sei der Durchbruch geschafft worden und schließlich haben alle Eigentümer unterschrieben.

Obwohl es zuvor schon zweimal einen Landtausch gegeben hatte, war der Weg dahin nicht ganz einfach. Vor acht Jahren wurden die Informationen über einen Freiwilligen Nutzungstausch, die es in Völkersleier gegeben hatte, beim Bauernstammtisch diskutiert. Mit dem Ergebnis: „Ein Freiwilliger Flächennutzungstausch (FNT) kommt für uns nicht in Frage“. Zur Information: Beim FNT einigen sich die Bewirtschafter auf größere Tauschflächen, ohne dass sich an den Eigentumsverhältnissen etwas ändert.

Neben kleinen, ungünstig geformten Flächenstücken wurden auch komplizierte Wegerechte bereinigt, sodass alle Flächen im Wert stiegen.
In Wartmannsroth dagegen hatten die Eigentümer das Ziel, ihre kleinen, unvorteilhaft geschnittenen Grundstücke dauerhaft zu verbessern. Und das ist ihnen auch gelungen, wie Emil Gehring von der BBV LandSiedlung erklärte. Mit 339 ha war fast die gesamte Gemarkung in den Flächentausch einbezogen. „Davon sind 213 ha gewandert“, sagte er. 746 Grundstücke wurden neu geordnet, sodass 123 Grundstücksflächen übrig blieben. Die Durchschnittsgröße ist dabei von 1,24 ha auf 2,75 ha angewachsen. Und es wurden 1,2 km neue Wege gebaut. Ohne komplizierte Wegerechte, Erbengemeinschaften und andere Hemmnisse sind die Flächen jetzt größer, günstiger geformt und besser erreichbar. „Das ist nicht nur für die Bewirtschafter von Vorteil“. Gerade auch für die Eigentümer sind die Flächen im Wert gestiegen, beispielsweise im Hinblick auf die Belastbarkeit bei Banken.

fotolia, Wolfgang Berroth
Erreicht wurde das durch einen Kunstgriff, der zunächst nicht sehr demokratisch anmutet: Ohne Rücksicht auf Ackerzahl und Bodenbonität wurde pro m2 Acker ein Preis von 1,50 € festgelegt und 0,75 €/m² Wiese. „Bei uns in Gänheim wäre das gar nicht gegangen“, meinte BBV-Geschäftsführer Georg Scheuring in seinen Grußworten voller Anerkennung. Er führte die starken Widerstände, auf die er in seiner Heimatgemeinde stieß, auch auf die sehr unterschiedlichen Bodenbonitäten und vielfältigen Anbaumöglichkeiten zurück. Dennoch beglückwünschte er alle Wartmannsrother, die „die einmalige Chance genutzt“ hätten, um die Werthaltigkeit ihrer Flächen zu steigern. „Solche Erfolge würden wir gern öfter sehen“, sagte er, denn auch der BBV strebe danach, seinen Mitgliedern nachhaltig Gutes zu tun. Höhere Beleihungswerte bei den Banken seien ein sichtbares Zeichen dafür.

Übrigens gebe es nur vier Teilnehmer, deren Flächenverlust größer als 0,55 ha ist. Einer davon ist die Gemeinde. Trotzdem habe es für Bürgermeister Jürgen Karle, der mit Ehefrau Barbara gekommen war, „nie den geringsten Zweifel daran gegeben, dass wir das machen“. Obwohl er mit Beginn seiner Amtszeit 2008 als Quereinsteiger dazugekommen war, sei er „ganz schnell mittendrin“ gewesen. Und immer wenn es ein Problem gegeben habe, hatte es geheißen „ruf mer mal den Toni an“, der per Telefon mit Frau Kiesekamp immer einen Lösungsweg gefunden hatte.

„Gleichzeitig haben wir ein Kunststück geschafft“, meint Gehring. Er berichtet, wie während der Tauschverhandlungen „zu allem Überfluss auch noch“ ein Vorranggebiet für Windkraft ausgewiesen wurde und die Gefahr bestand, dass Fremde sich Windkraftstandorte sichern.
Also wurden selbst Flächen aquiriert und eine vertragliche Regelung getroffen, die Alt- und Neueigentümer gleichermaßen begünstigt.

Mehrfach wurde auch dem früheren Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bad Neustadt, Hans Giglhuber, Dank ausgesprochen. Er habe anfangs klar die möglichen Hemmnisse und Probleme ausgesprochen. Er formulierte es etwa so: „Das größte Hindernis sitzt im eigenen Kopf, denn jeder denkt, er gibt das allerbeste Grundstück weg und bekommt dafür das größte Glump“. Giglhuber hatte den Wartmannsrothern von Anfang an aber auch zugetraut, „ein einfaches, schnelles, kostengünstiges Verfahren durchzuführen“. Dass das gelungen ist, verdanken sie auch Michael Derleth, der sich aus beruflichen Gründen von der BBV LandSiedlung verabschiedet hatte und Robert Bromma vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken (ALE). „Der ist für Sie öfters über seinen Schatten gesprungen“, sagte Eva Kiesekamp vom ALE. Sie gab einen kurzen Überblick über die Folgekosten, von denen 75 % der Freistaat trägt. Von 120 000 € Gesamtkosten wurden 94 500 € an die Gemeinde ausbezahlt. An Helfervergütung wurden 100 %, in dem Fall 60 000 € an die BBV LandSiedlung überwiesen. Wie sie sagte, seien die freiwilligen Landtausch-Verfahren „für die Eigentümer kostenlos“. Stefan Fella vom AELF Bad Neustadt lobte die „sehr befriedigende Arbeit“.
 
Quelle/Autor: Landwirtschaftliches Wochenblatt, Ludwiga Friedl

Weitere Informationen zu diesem Landtausch erhalten Sie bei dem zuständigen Projektleiter Emil Gehring (Tel.: 0931 279 57 21, Email: Emil.Gehring@bbv-ls.de).