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ZLF - Milchviehstall
Rundgang im Wohlfühlstall

Der neue Musterstall: Viel Licht, Luft und Sonne für die Kühe sowie modulares Bauen mit dem regionalen Werkstoff Holz.
© BBV LS, ZLF Milchviehstall
Als eine der Hauptattraktionen präsentiert der Bayerische Bauernverband (BBV) auf dem ZLF 2016 in München den ZLF-Musterstall für 19 Milchkühe.

Damit wird dieses innovative Stallbaukonzept der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zum ersten Mal einem interessierten Fachpublikum und der breiten Öffentlichkeit in diesem Rahmen vorgestellt. Bei der Planung, Bauleitung und Ausführung waren viele Experten der LfL, der proHolz Bayern, der BBV LandSiedlung, von Bau- und Zimmererbetrieben, Melk-, Fütterungstechnik- sowie diverse Stalleinrichtungsfirmen beteiligt.

Im Fokus stehen bei dieser Stallanlage vor allem die Optimierung des Tierwohls, der Arbeitswirtschaft, der Wirtschaftlichkeit sowie der Zukunftsfähigkeit durch flexible Ausbau- und Erweiterungsmöglichkeiten. Erreicht wird dies durch eine mehrhäusige Anlage mit einem innenliegenden Laufhof der sowohl die Kriterien der Premium-Förderung als auch die der EG-Öko-Verordnung nach den bayerischen Auslegungen erfüllt.
 
 
 
 

 
 
Der ZLF-Musterstall basiert auf dem Konzept des ModulBauSystems Grub-WeihenstephanTM, das sowohl für kleine Anlagen, die im Nebenerwerb bewirtschaftet werden als auch für große Bestände im Haupterwerb betriebsindividuell umgesetzt werden kann. Die für das ZLF realisierte Anlage bildet mit einem automatischen Melksystem und einer automatischen Grundfütterungsanlage das Kernstück einer Stallanlage, die auf circa 75 Kuhplätze, sei es als zwei-, drei- oder vierreihiger Liegeboxenlaufstall, ausgelegt ist. Mit dieser Bauweise sind auch größere Bestandszahlen, ob bereits im ersten Bauabschnitt oder mit dem nächsten Erweiterungsschritt, sehr gut umsetzbar.

Trainierte Kühe

Die 19 Milchkühe, die in den ZLF-Musterstall einziehen, kommen vom Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für Milchviehhaltung in Achselschwang am Ammersee und wurden im Lehrstall des LVFZ Almesbach an das automatische Melksystem angelernt. Da sie dort durch den Lehrbetrieb gleichzeitig Schülergruppen im Stall kennengelernt haben, sind sie schon auf die vielen Besucher auf dem ZLF in München vorbereitet.
 
 
 
 
 
 
Den Tieren steht in der separaten Liegehalle ein gut einsehbarer zwei-reihiger Liegeboxenlaufstall zur Verfügung. Mit Blick auf das automatische Melksystem wären also alle Umtriebsformen möglich. Die Futtervorlage erfolgt unter einer separaten Überdachung mit großem Dachüberstand, der sowohl die Tiere beim Fressen als auch das Futter vor direkter Sonneneinstrahlung und Niederschlagseintrag schützt. Zwischen Liegehalle und Futtertischüberdachung befindet sich der nicht überdachte Laufhof - attraktiv und deshalb gerne von den Tieren angenommen, weil er den Zugang zum Futter und den direkten Außenklimareiz in einem Funktionsbereich vereint. Dadurch kann ein separater, außen liegender Laufhof entfallen, der bei einhäusigen Anlagen, bei denen sich alle Funktionsbereiche (Liegen, Laufen, Fressen, Abkalben und Wellness - gegebenenfalls auch das Melkhaus) unter einem Dach befinden, die einzige Anordnungsmöglichkeit darstellt. Das spart betonierte Fläche, zusätzliche Entmistungstechnik beziehungsweise sonstige Stalleinrichtung - und damit bares Geld.

Für mehr Ruhe am Futtertisch und trockene Klauen sorgt ein gegenüber. dem Fressgangniveau um 10 cm an-gehobener Fressplatzbereich, der über Trennbügel jeweils in Zweier-Standplätze eingeteilt ist. Die Bügel verhindern, dass die Kühe längs über den angehobenen Bereich laufen und diesen verschmutzen - das vermeidet unnötige Reinigungsarbeit von Hand im ansonsten arbeitswirtschaftlich ausgefeilten Haltungssystem.
 
 
 
 
 
 
Für den vorzüglichen Kuhkomfort sorgen darüber hinaus großzügige Trogtränken, eine Kuhbürste und gummierte Laufflächen - die sowohl im Fress- und Laufgang, als auch in den Übergängen und im angehobenen Fressplatzbereich vollflächig verlegt sind. Die Tiefboxen werden mit einem Kalk-Strohgemisch eingestreut. Gezeigt werden auch eine zeitgemäße LED-Beleuchtung und Ventilatoren mit Steuerungsprogramm, sollte es den Tieren an windstillen Tagen bei sommerlichen Temperaturen - trotz einem Unterdach aus Holz, das viel Wärme aus der Sonneneinstrahlung über die Dachfläche abpuffert - doch zu heiß werden.

Hoher Luftaustausch
 
Die Idee hinter dem ModulBau-System Grub-Weihenstephan-TM ist zum einen, durch das Auflösen in schmale Baukörper möglichst viel Luftaustauschflächen in Wand- und Dachbereich bei gleichzeitig möglichst geringer Gebäudehöhe zu erhalten. Das schafft mehr Komfort für die Tiere, für die vor allem im Sommer Luftbewegungen zur Abkühlung über Konvektion wichtig sind, spart Baukosten für nicht benötigte Gebäudehülle - in der Praxis um die 25% - und lässt darüber hinaus die niedrigen Baukörper, zusammen mit dem nachwachsenden Baustoff Holz für Tragwerk und Fassaden sehr gut in das Landschaftsbild einfügen. Die überdachten Funktionsbereiche können unabhängig voneinander und bedarfsgerecht errichtet werden - zum Beispiel kann der Futtertisch je nach angestrebtem Fressplatz-Tierverhältnis und Aufstallungsform ohne Sonderkonstruktion auf die erforderliche Länge überdacht werden.

Regionales Holz

© BBV LS, ZLF Milchviehstall
Grundbaustein des ModulBauSystems sind Pultdachrahmen, die aus Vollholzquerschnitten aus dem eigenen oder regional verfügbaren Holz mit örtlichen Zimmererfirmen hergestellt werden können. Diese Rahmen sind von ihrer Spannweite und den Achsabständen so ausgelegt, dass sich vielfältige Nutzungsmöglichkeiten von der Tierhaltung (Milchvieh, Jungvieh, Kälber, Mutterkühe, Bullenmast) bis hin zu Nebengebäuden (Melk- und Technikgebäude, Abkalben und Wellness) sowie Lagerhallen und Remisen planerisch und baulich umsetzen lassen.

Für Tragkonstruktion, Fassaden und Unterdach wurden beim ZLF-Musterstall circa 32 m³ Holz aus dem Wald des LVFZ Achselschwang verbaut, in einer Sägerei in Dießen am Ammersee eingeschnitten und von einem örtlichen Zimmererbetrieb abgebunden.
 
Eigenes Schaumodell

Die Eindeckung beim ZLF-Musterstall ist als Faserzementeindeckung mit 7 ° Dachneigung. ausgeführt. In gleicher Weise sind auch Profilbleche einsetzbar, oder, mit geringerer Dachneigung und eingebautem Kühleffekt, die Ausführung mit einer extensiven Dachbegrünung (wurzelfeste Dichtungsbahn, Drainage-Schicht, Filterflies und abgemagerter Oberboden beziehungsweise Substrat) möglich. Über diese interessante Variante zur baulichen Verringerung des sommerlichen Hitzestresses können sich die Besucher an Hand eines Schaumodells im Besucherbereich des Musterstalls informieren.

Beton-Fertigbauteile

Eine Besonderheit der baulichen Ausführung auf dem ZLF ist der Unterbau. Zum ersten Mal wurde hier die Bodenplatte für einen Milchviehstall vollständig aus Beton-Fertigteilen errichtet. Außer den Nuten für die Führung des Schieberseils und zwei
© BBV LS, ZLF Milchviehstall
Sonderbauteilen als angehobener Standplatz für das automatische Melksystem mit einem entsprechend gestalteten Bodenprofil ist die Bodenplatte eben beziehungsweise nicht profiliert. Alle aufgehenden massiven Bauteile, wie die Platten für den angehobenen Fressbereich, Stützenfüße und Kot- beziehungsweise Bugschwellen sind aufgeschraubt. Letztere würden in der Praxis eine spätere Anpassung an veränderte Körpermaße der Tiere ermöglichen. Auf Grund der Ausführung mit Betonfertigteilen waren die Unterbauarbeiten inklusive Herrichten des Planums bereits nach vier Tagen
© BBV LS, ZLF Milchviehstall
abgeschlossen und die Zimmererfirma konnte mit dem Aufrichten der Holzkonstruktion beginnen. Auch die Holzbauteile (Binder, Wandelemente) - wurden weitgehend vorgefertigt auf der Baustelle angeliefert.
Aus dem Zusammenwirken einer entsprechend umfangreichen und detaillierten Werkplanung, Vorfertigung durch die Firmen und Bauleitung konnte somit der Rohbau in nur zweieinhalb Wochen abgeschlossen werden. Damit stand in kürzester Zeit den Firmen ein schützendes Dach für den weiteren baulichen und technischen Ausbau der Stallanlage zur Verfügung.

© BBV LS, ZLF Milchviehstall
Natürlich sind einige bauliche und technische Details - wie z. B. das nicht eingehauste automatische Melksystem, der hölzerne Güllekasten - an Stelle des sonst betonierten Querkanals - oder der Schrank im rückwärtigen Bereich zur Aufnahme der gesamten Technik auf die spezifischen Anforderungen einer Messe und der temporären Nutzung der Stallanlage beziehungsweise dem späteren Rückbau auf dem Zentralen Landwirtschaftsfest angepasst. Von der Ausführung der Bodenplatte in Fertigteilen - alternativ als Flächengründung in Ortbeton - bis hin zum Tragwerk aus heimischem Holz ist hier das Konzept des ModulBauSystems 1 : 1 umgesetzt.

Zum Verkauf

Der Stall wird nach dem Abbau auf dem ZLF verkauft. Interessierte Landwirte können sich in der Ausstellungsleitung melden. Er ist gleichzeitig Anschauungsobjekt für dieses System, für das potenzielle Bauherren über die ALB Bayern e. V. Statiken, Konstruktionspläne und Materialisten anfordern können und - unabhängig, ob Voll- oder Nebenerwerbsbetrieb - zusammen mit örtlichen Beratern, Planern und Firmen ihre individuelle Stallbaulösung umsetzen können.

© BBV LS, ZLF Milchviehstall
Auf dem ZLF werden dazu einem interessierten Publikum Fachleute der LfL  für Haltung, Bau, Technik und Fütterung, die Kollegen der BBV LandSiedlung und proHolz Bayern sowie Vertreter aller an diesem Projekt beteiligten Firmen beratend zur Seite stehen. Darüber hinaus kann sich der interessierte Besucher an Hand von Schautafeln, Animationen, Infomaterial und Modellen über die technische Ausstattung der Stallanlage und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des ModulBauSystems Grub-Weihen-stephan-TM umfassend informieren. Ziel ist es, dem interessierten Fachbesucher und der Öffentlichkeit zeigen, wie eine moderne, tiergerechte, automatisierte und zukunftsfähige Milchviehhaltung funktioniert.
 
Das gab's noch nie

Georg Wimmer, ZLF-Ausstellungsleiter und stellvertretender Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes betont: Wir wollen mit dem ZLF-Musterstall zeigen, wie moderne Stallhaltung die Anforderungen an Nachhaltigkeit, Tierschutz und Klimaschutz berücksichtigt. Die Besucher können sich davon überzeugen, dass in der modernen Milchviehhaltung Komfort und „Wellness" für die Kühe und eine rationelle Arbeitserledigung kein Widerspruch sind. Sie erleben, welcher Komfort den Tieren durch viel Licht und frische Luft in modernen Stallanlagen geboten wird. So kann man mitten in der Großstadt Nutztiere erleben und einen Eindruck von moderner und artgerechter Tierhaltung gewinnen. An Hand von Schautafeln, Animationen und Modellen kann man sich über die technische Ausstattung umfassend informieren und Fragen stellen. Das gesamte ZLF über stehen Fachleute zur Verfügung und informieren die Besucher umfassend.

Johann Koch, Vorsitzender proHolz Bayern: Bauen mit heimischem Holz hat in der Landwirtschaft in Bayern eine lange Tradition, da fast jeder Hof einen eigenen Wald bewirtschaftet. Trotzdem gilt es den Landwirten immer wieder bewusst zu machen, dass vor ihrer Hoftür ein moderner, technisch vielseitig einsetzbarer Bau- und Werkstoff wächst. Holz ist einfach genial. Wer Wald bewirtschaftet, sollte zudem Vorbildfunktion bei der Holzverwendung übernehmen.
 
Quelle: LfL, Jochen Simon